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Würden Sie sich als normal bezeichnen?

interaktive Installation und Video

HD, stereo, 80 Min. 17 Sek.

 

"Würden Sie sich als normal bezeichnen?" ist eine Arbeit, die vom Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit und Intimität handelt. Die Frage nach dem Entstehen von Wirklichkeit(en) in gruppendynamischen Prozessen wird dabei aus einem ironischen Blickwinkel beleuchtet. Normative Kategorien werden hinterfragt und neu verhandelt.

 

Eine Gruppe von Menschen wird beim Spielen eines Glücksspiels beobachtet, in dem die Spielenden intime Fragen über sich selbst und ihre Rolle in der Gesellschaft beantworten und zusätzlich Einschätzungen über die Selbstwahrnehmung ihrer Mitspieler_innen treffen müssen. Das Spiel reflektiert dabei den Umgang mit Fragen, die oft weder einfach zu verstehen noch leicht zu beantworten sind. Worum letztendlich eigentlich gespielt wird, bleibt unbeantwortet.

 

Die Fragen stammen aus Fragebögen der Statistik Austria beziehungsweise orientieren sich an ihnen. Es sind Fragen, die in ihrer Formulierung Klarheit suggerieren und nach Eindeutigkeit verlangen, während sie inhaltlich das genaue Gegenteil ausdrücken. Die amtliche Statistik, an deren Vorgehensweise sich das Befragungsmuster im Spiel orientiert, nimmt für sich in Anspruch, ein Spiegel der Gesellschaft zu sein und versteht sich als Richtlinie für Politik und Gesellschaft. Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung werden auf Grundlage statistischer Untersuchungen Gesetze erlassen und Wertvorstellungen geprägt - doch die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist auch ein Spiel mit dem Zufall. Sie entstand aus den Beobachtungen, die Chevalier de Méré im 17. Jahrhundert über das Glücksspiel anstellte und hat heute immensen Einfluss darauf, wie mit Informationen umgegangen und gehandelt werden kann.

Im Hinblick auf die These Johan Huizingas, wonach Kultur, die ja der Untersuchungsgegenstand in solchen Befragungen ist, im Spiel. entstehe, stellte sich mir nun die Frage: Was würde geschehen, wenn die Situation noch einmal umgekehrt und aus dem Ernst von statistischen Befragungen wieder ein Spiel würde?

 

© 2017 / Teresa Fellinger